© Alex Schaffer 2001

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Die Gilden

Gilde der Näherinnen
Das Motto der Näherinnengilde ähnelt dem der Assassinen (deren Mitglieder auch nur für Geld arbeiten), Sie ist eine der jüngsten Gilden der Stadt, obwohl ihre Mitglieder dem ältesten Gewerbe der Welt nachgehen. Hier sollte darauf hingewiesen werden, dass die Gilde nicht etwa hart arbeitende Frauen unterstützt, die ihren Lebensunterhalt mit Nadel und Faden verdienen. Eine von der Kaufmannsgilde in Auftrag gegebene Untersuchung im Hafenviertel hat ergeben, dass es dort 987 Näherinnen, aber nur zwei Nadeln gibt. Einen Gildenschule in dem Sinne gibt es nicht – die Ausbildung findet während der Arbeit statt.

 

Gilde der Alchimisten
Das in der Straße der Alchimisten gelegene Gildenhaus ist fast immer neu. Im Verlauf von zwei Jahren wurde es viermal völlig zerstört und wieder aufgebaut, beim letzten Mal ohne Laboratorium – in der Hoffnung, weiteren unliebsamen Zwischenfällen vorzubeugen. Diese kleine Gilde hilft den Witwen und Waisen jener Alchimisten, die etwas sorglos mit Zyankali umgingen oder Saft aus interessanten Pilzen gepresst und anschließen getrunken haben. Eigentlich gibt es nicht viele Witwen und Waisen, denn in den meisten Fällen finden Alchimisten kaum die Zeit, die notwendig ist, um die notwendigen Beziehungen zu knüpfen. Alchimisten sind meist dünn und haben gerötete Augen, sowie einen abwesenden Gesichtsausdruck, der darauf hindeutet, dass der Betreffende zu viel Zeit in der Nähe von kochendem Quecksilber verbracht hat. Erwähnenswert ist außerdem ihre Tendenz zu Nervosität, denn Alchimisten wissen nie genau, welche Überraschungen ihnen der Schmelztiegel bescheren wird, mit dem sie gerade experimentieren.

 

Gilde der Assassinen
In Ankh-Morpork hat es immer Assassinen und sogar organisierte Gruppen von ihnen gegeben. Die Gilde der Assassinen in ihrer gegenwärtigen Form ist jedoch relativ neu und ein weiteres Ergebnis von Lord Vetinaris hintergründiger Kommunalpolitik. Das Gildenhaus steht in der Filigranstraße. Ein bekanntes Merkmal ist die Wetterfahne in Gestalt eines schleichenden Mannes mit weitem Umhang – sein ausgestreckter Dolch steht immer im Wind. Die Gildenbibliothek ist eine der größten der Stadt. In einigen ist sie sogar die größte. Gemeint sind hier insbesondere Themengebiete wie Anatomie, Gift, Waffen, sowie philosophische Werke über die Kürze des Lebens und geeignete Methoden, es noch weiter zu verkürzen. Die Zulassung zur Assassinengilde ist nicht schwierig: Man kommt leicht in die Schule hinein und auch leicht wieder hinauz – der Trick besteht darin, sie aufrecht zu verlassen.

 

Gilde der Bettler
Die Gilde der Bettler ist die älteste in Ankh-Morpork. Und die reichste, da Bettler niemals etwas kaufen, was sie nicht auch erbetteln können. Man unterscheidet bei den Bettlern die folgenden Stände:

* Zitterer                             * Geiferer
* Sabberer                           * Stöhner
   *Ächzer                              * Brummler
* Laute-Jammerer-die-anderen-Leuten-hinterherlaufen
* Wie-spät-ist-es-und-hast-Du-vielleicht-einen-Dollar-für-mich-Frager
*Ich-brauche-zwei-Cent-für-eine-Tasse-Tee-Behaupter
* Ich-brauche-ein-paar-Cent-mehr-für-eine-Mahlzeit-Belästiger
* Leuten mit Plakaten, auf denen geschrieben steht: 
Warum lügen? Ich möchte ein Bier”
* Der stinkende alte Ron

Die übrigen Bettler sind sich einig, dass Ron eine eigene Kategorie bildet, die niemand mit ihm teilen möchte.
Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass die Unterschiede kaum der Rede wert sind, aber dieser Eindruck täuscht. Die einzelnen Pflichten sind klar festgelegt und streng voneinander abgegrenzt. Ein  angesehener Brummler könnte zwar riskieren, auch mal zu stöhnen oder zu ächzen, auf keinen Fall aber würde er es wagen, jemandem hinterherzulaufen und zu jammern.
Einem wahren Bettler käme es niemals in den Sinn, irgendeine Gegenleistung anzubieten. Ein guter Bettler verdient sein Geld, indem er a) bettelt oder b) nicht bettelt. Der erste Punkt erklärt sich von selbst, der zweite ergibt sich aus der sozialökonomischen Situation in Ankh-Morpork: Wer möchte schon, dass bei einer Feier viele Bettler zugegen sind? Aus diesem Grund schickt man der Gilde einen gewissen Betrag mit einer Anti-Einladung. Diese verhindert, dass Männer mit interessanten offenen Wunden oder exotischem Körpergeruch an der Feier teilnehmen.

 

Gilde der Narren
Die Narrengilde wurde vor 150 Jaren gegründet, und zwar von Charles Nixon, dem Hofnarren des Herzogs von Quirm. In ihr ist immer Platz für jemanden, der einen interessanten Buckel hat, einen lustigen Sprachfehler oder eine andere, zum Lachen reizende Anomalie. Eine wichtige Aufgabe der Narrengilde ist die Verwaltung des Saals der Gesichter der Clowns”. Die Identität eines Clowns wird allein vom Gesicht bestimmt: Es ist streng verboten, dass sich zwei Clowns auf die gleiche Art schminken. Der Saal der Gesichter enthält hunderte von Eiern, die die Gesichter der Gildenmitglieder tragen.
Es soll nicht angenehm sein, eine Nacht an diesem Ort zu verbringen.